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Ich bin kein Rassist, aber…?

9 Mär 17
Sarah Maragan

Wer kennt es nicht, dieses kleine Sätzchen? Und wir wissen auch alle, was auf diese Einleitung folgt – nämlich etwas Rassistisches. Das Sätzchen und seine Hintergründe und Wirkungen sind Thema der 7. Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus

Ich bin kein Rassist, aber… – der Satz nimmt selten ein gutes Ende. Ist er doch eigentlich nichts anderes als eine vorausgeschickte Entschuldigung für eine Aussage, die gleich folgen wird. Der Sprecher, die Sprecherin will sich unangreifbar machen für die eigenen Worte. Will deutlich machen, dass die Äusserung nicht auf rassistischen Motiven beruhe, sondern auf Erfahrung, objektiven Beobachtungen oder anderweitig angeeignetem Wissen. Man distanziert sich von den für rassistische Aussagen bekannten braunen Kreisen, zu denen man selbst ja keinesfalls gehören (will).

Hier setzt die Aktionswoche der Stadt Bern gegen Rassismus an. Das Programm und die Begleitkampagne sollen alle dazu anregen, sich mit Rassismus auseinanderzusetzen. Denn Antirassismus fängt zwar vielleicht bei einer offenen Haltung an – ein hübscher Facebook-Post und ein dunkelhäutiger Freund sind aber nicht genug. Wir müssen bereit sein, von Personen mit Rassismuserfahrungen zu lernen; wir müssen bereit sein, den kleinen Rassisten in uns zu erkennen und uns mit ihm auseinanderzusetzen; wir müssen bereit sein, unsere Privilegien zu erkennen und sie nötigenfalls aufzugeben – wir müssen bereit sein, die Illusion aufzugeben, wir seien nicht das Problem, weil wir doch offen und engagiert sind.

Kein Aber in Bern

Die Aktionswoche bringt Menschen und Organisationen zusammen, die bereit sind, hier konkrete Schritte zu tun. Unter dem Motto „Kein Aber“ stellen sie das Programm der Aktionswoche auf die Beine und ermöglichen so vielfältige Perspektiven auf verschiedene Facetten von Rassismus. Forumtheater, Zivilcourage-Kurs, Podiumsgespräche, ein Umzug, ein Fest, ein Jugendradio, sogar eine Gruppentherapie und vieles mehr belebt und bewegt die Stadt Bern zwischen dem 21. und 27. März 2017. 

Weltformat, Schokolade oder Baumwolle

Die Begleitkampagne der Aktionswoche setzt auf das breite Netzwerk von mitwirkenden Personen und Organisationen: Sie machen es möglich, dass aus den einzelnen Elementen überhaupt eine Kampagne wird. Indem sie die Posts auf Facebook teilen und ihre eigenen Posts und Veranstaltungen verlinken; indem sie die Plakate der Aktionswoche  aufhängen und die Flyer verteilen; indem sie die Baumwolltaschen zum Einkaufen brauchen und die Schokolade mit dem Sujet der Aktionswoche in der Quartierbeiz abgeben. 

In Zeiten von Trump, Le Pen und Co. stösst die Aktionswoche  vermehrt auf Interesse – gerade bei jungen Leuten, die dieses öffentliche Zeichen der Stadt dankbar zur Kenntnis nehmen. Für sie – die kulturelle Vielfalt und geografische Mobilität als Normalität leben und denken – bedeutet die Aktionswoche auch ein Stück Anerkennung ihrer Realität. Diese mag zwar geprägt sein von Migration und Diversität, aber gleichzeitig auch von Ausschluss, der anhand sozialer und ethnischer Linien verläuft. Und das wäre das eigentliche Thema der Aktionswoche.

Ich bin kein Rassist aber

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