Wie lässt sich eine Ethik des menschlichen Umgangs mit anderem Leben begründen und entwickeln? Zu dieser und weiteren Fragen hat Billo Heinzpeter Studer Texte von 39 Autorinnen und Autoren zusammengetragen. Das Buch erscheint im Mai.
Autor: Billo Heinzpeter Studer
Darf mensch Tiere nutzen? Und wenn ja: wie? Und Pflanzen?
So heisst der Titel eines Buchs von Herausgeber Billo Heinzpeter Studer und 38 Mitautor/innen, das im Mai erscheinen wird. Es stellt bohrende Fragen. Ist der Mensch ein Tier? Und wenn ja: Warum soll er nicht tun dürfen wie andere Raubtiere? Worin denn unterscheidet sich der Mensch von Tieren, dass wir uns die Frage stellen, ob und wie wir Tiere nutzen sollen? Gibt es eine sanfte Art des Nutzens, einen fairen Deal? Ist individuelles moralisches Verhalten zwingend auch ethisch gültig? Wie lässt sich eine Ethik des menschlichen Umgangs mit anderem Leben überhaupt begründen und entwickeln? Und inwiefern wäre es dabei wichtig, die ethische Haltung nicht nur gegenüber bestimmten Tieren zu prüfen, sondern gegenüber allen Tieren, ja: auch allen Pflanzen?
Zu solchen Fragen nehmen 39 Autorinnen und Autoren Stellung, aus so unterschiedlichen Blickwinkeln wie: Bauernverbandspräsident oder veganer Philosoph, Nutztierethologin oder innerkirchliche Tierschutzaktivistin, vegetarische Hühnerhalterin oder Amtstierarzt, Fischereiinstruktor oder Schauspielerin, artgerechter Stallbauprofessor oder rücksichtsvoll reitende Bauerntochter. Jeder Beitrag ist individuell illustriert.
Denkanstösse
Das Buch liefert keine fixen Antworten, erst recht keine einheitlichen. Aber es gibt Anstösse für Menschen, die das Bohren solcher Fragen spüren und ihm in die Tiefe nachgehen wollen. Verunsicherung ist garantiert, Veränderungen sind nicht ausgeschlossen.
Weit über die Frage «Fleisch ja oder nein?» hinaus sahen sich die Autor/innen auch mit der Frage nach der Pflanzennutzung konfrontiert. Drei Ausschnitte zeigen die Spannweite der Argumente:
Der ehemalige Zürcher Tierschutzanwalt Antoine F. Goetschel: «Nicht die Frage, ob Pflanzen leiden können, ist für ihren Schutz entscheidend. Vielmehr, dass sie eine Würde, einen Eigenwert als Lebewesen haben. Eine gänzliche Instrumentalisierung von Pflanzen lehne ich ab und verzichte auf den Konsum so produzierter Nahrung.»
Der Londoner Naturwissenschafter und Tierschutzausbilder Phil Brooke: «Freude und Schmerz haben sich in Tieren entwickelt, um das Verhalten zu beeinflussen, damit unsere nicht empfindenden, aber «egoistischen» Gene überleben und sich vervielfältigen können. Ich sehe keinen ähnlichen Mechanismus bei Pflanzen. Wenn wir Pflanzen schonen wollen, essen wir weniger Produkte von pflanzenfressenden Tieren, nutzen weniger Baumwolle, Holz usw. und ersetzen Dünger und Textilien durch synthetische Alternativen.»
Der Physiker und Moralphilosoph Stijn Bruers aus Gent: «Soweit wir wissen, sind bewusste Erfahrungen immer mit Hirnaktivitäten verbunden, aber Pflanzen verfügen nicht über ein Gehirn. Pflanzen können Informationen weitergeben wie Computer oder unser Immunsystem, aber wir glauben nicht, dass Computer oder das Immunsystem empfindungsfähig sind. Wären Pflanzen bewusste Wesen, ist es nicht klar, wie sie die Einheit des Bewusstseins erleben sollen, wenn man sie auf verschiedene Weisen spalten kann.»
Bis zum 15. April kann das Buch zum Subskriptionspreis von CHF 34.- hier bestellt werden (danach CHF 40.-). Edition mutuelle, ISBN 978-3-9524784-0-0
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