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Angeregter Austausch über Solution Campaigning

27 Jan 16
Martin Diethelm

Über 50 Personen suchten den Austausch mit Kuno Roth, Leiter Learning Center Greenpeace, am gestrigen Soirée. Aus grüner Perspektive teilte er seine Beobachtungen, Reflexionen und Denkanstösse, wie Campaigning sich wandeln muss, um reelle Veränderungen zu bewirken.

Noch selten ist eine so heterogene Gruppe von Menschen an einer Soirée zusammengekommen, um über neue Ansätze im Campaigning zu reflektieren. Gemeinsam war bei allen Teilnehmenden die Frage, wie konkrete Lösungen für die heutigen Herausforderungen gefunden und vor allem nachhaltig implementiert werden können. 

Der Referent

Kuno Roth, Capacity Builder und Leiter Learning Center Greenpeace, präsentierte einleitend seine Erfahrungen nach über 25 Jahren Umweltbildung und Kampagnenarbeit. Seine (Hypo-)Thesen zu Slow- oder Solution Campaigning boten Anlass zu lebhaften Diskussionen, ob der Schrei nach Lösungen nicht immer Teil von Campaigning sei, wie sich Kampagnen in den letzten Jahren entwickelt haben und welche Schlüsselelemente heute Kampagnen brauchen, um reelle Veränderungen zu bewirken.
 
Klar wurde, dass ohne langfristige Vorstellung, wie man sich „eine bessere Welt“ vorstellt und welche Schritte notwendig sind auf dem Weg zu dieser, kein Solution Campaigning stattfinden kann. Kuno Roth stellte klar, dass die Glut elementar wichtig ist, um das Feuer lange am brennen zu halten und forderte weniger strohfeuerartige Empörung. Die entscheidende Frage lautete: Was kommt nach dem Protest? 

Der Unterschied zwischen Negativ Campaigning und Solution Campaigning

Und hier zeichnete sich der klarste Unterschied zwischen Negativ Campaigning und Solution Campaigning ab. Nicht bei den Forderungen bleiben, sondern pro-aktiv die Lösung auch anpacken und zeigen, wie es funktioniert. Solche Projekte im Rahmen der Great Transition werden oftmals von Pioniergruppen angepackt. Sie haben viel Idealismus, aber knappe Ressourcen um ihre Erfahrungen und Ideen einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen. Hier fordert Kuno Roth, dass jede grosse und bekannte zivilgesellschaftliche Organisation verbindlich mit einer Real-Change-Bewegung arbeitet. Er sieht darin eine Möglichkeit, der Pionierarbeit Glaubwürdigkeit und Ressourcen zu verleihen und als Türöffner zu Entscheidungsträger zu funktionieren und so die Lösungen zum Durchbruch zu verhelfen. 

Konkrete Beispiele zeigen wie's geht

Anhand von Beispielen zeigte er auf, dass konkrete Lösungen die Diskussion rund um das AKW Fessenheim neu entfesselte. Erlebbar und nachvollziehbar für die Menschen zeigte eine Initiative auf, wie dank Solardächer mehr Arbeitsstellen in der Region geschaffen werden können als das zentrale Atomkraftwerk bietet. Oder wie stark die Hebelwirkung ist, wenn der richtige Multiplikator sich für die Lösung einsetzt am Beispiel der globalen Pfadibewegung, die nach fünf Jahren Solution Campaigning das Programm „Scouts-Go-Solar“ anpackt und global Solarprodukte in ihrer Arbeit einsetzt.

Schlüsselelemente waren:

  • Vertrauen aufbauen

  • Systemangepasste Bildungsangebote schaffen

  • „Nerv treffen“ und passgenaue Angebote liefern

  • Verbindlich zu sein.

Natürlich blieben viele Fragen unbeantwortet und vor allem die Diskussion, was Solution Campaigning für Nicht-Umwelt-Organsiationen heissen könnte, müsste vertieft und breiter geführt werden.

Mit weiteren Soirées zum Thema Bedingungsloses Grundeinkommen und Smart-COS wird das Kampagnenforum den Austausch und die Diskussion rund um Solution Campaigning weiter pflegen und suchen. Auch die Idee einer Workshop-Tagung, an der neue Ansätze im Campaigning weitergedacht und reflektiert werden können, steht im Raum.

Gerne nehme ich Anregungen und Ideen auf (Telefonisch unter +41 (0)44 500 16 02 oder per Email) und freue mich auf die weitere Diskussion.

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