Engagiert, Dossier-fest, mit klaren Worten und überlegten Taten: So kennen wir Balthasar Glättli schon seit vielen Jahren. Von seiner Zeit als Zaf-Aktivist in der Stadt Zürich bis zu seiner heutigen Funktion als Fraktionspräsident der Grünen: Balthasar Glättli kennt das politische Handwerk und die Wirkungsmechanismen auf verschiedenen Ebenen aus dem Effef. Am 8. November leitet er für das Kampagnenforum den Kurs Politcampaigning.
Balthasar, als Nationalrat sitzt du an den Hebel der Macht und entscheidest über die Zukunft der Schweiz mit. Entsprechend oft wirst du wohl von Organisationen lobbyiert und wirkst bei Volksinitiativen mit. Gibt es auch weitere Möglichkeiten für NGOs und die Zivilbevölkerung, um politisch etwas zu bewegen? Wofür eignen sich diese?
Meine Erfahrung ist, dass viele Akteure den Meinungsbildungs- und Gesetzgebungsprozess nicht oder nicht gut genug kennen. Manchmal ist Öffentlichkeit wichtig, aber manchmal kann man Entscheide auch erfolgreicher hinter den Kulissen beeinflussen. Politcampaigning muss beide Aspekte im Auge halten: Bewusstsein und idealerweise sogar Mehrheiten in der Öffentlichkeit zu schaffen. Und tatsächlich mögliche Veränderungen umzusetzen, ohne unnötige Konflikte zu provozieren.
Oftmals wird erst am Schluss vom Gesetzgebungsprozess mobilisiert und Aktionen auf dem Bundesplatz gemacht. Sind bis dann die Meinungen nicht schon längst gemacht?
Tatsächlich kenne ich Momente, wo ein Power-Lobbying in letzter Minute noch funktionierte. Den Schweizer Filmschaffenden ist das einmal gelungen. Im Normalfall aber sind die Meinungen tatsächlich schon gemacht, spätestens wenn die Kommissionsberatungen abgeschlossen sind. Man kann dann bloss noch wählen, ob man still oder laut und mit wehenden Fahnen untergehen will…
Auf welche Aspekte fokussierst du im Kurs Politcampaigning?
Ich werde versuchen, die Vielfalt an Einflussmöglichkeiten im Rahmen des Politcampaigning herauszuarbeiten. Mein Ziel wäre es, dass die Kursteilnehmenden die Abläufe der Gesetzgebung im Parlament und in der Verwaltung besser kennenlernen und einen «Werkzeugkasten» erhalten mit unterschiedlichen Anregungen, wie die eigenen Anliegen in Bundesbern wirksam eingebracht werden können.
Wer sollte unbedingt teilnehmen und warum?
Wer Anliegen in Bundesbern erfolgreicher einbringen will. Ich werde Erfahrungen von beiden Seiten teilen: jene von NGOs und Verbänden, die Anliegen an Verwaltung und Parlament haben. Und jene eines Parlamentariers, an den solche Anliegen herangetragen werden. Diese Erfahrungen helfen Ihnen, ihre eigenen Politkampagnen an die «Empfänger» anzupassen.
Danke für diese Einblicke, wir freuen uns auf einen spannenden Austausch im Kurs Politcampaigning am 8. November 2016.