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Giovanni, Juan, Yahia, Jean, John und Hans

30 Jan 17
Sarah Maragan

Sind der Erhalt der Schweizer Staatsbürgerschaft und eine aktive Beteiligung am politischen Leben nicht gerade der Beweis für eine optimale Integration? Welche Kriterien muss ein Mensch denn noch erfüllen, um als vollwertigen Schweizer anerkannt zu werden?

Der berüchtigte Hetzer Andreas Glarner postete kürzlich auf Social Media ein Wahlplakat der SP Basel, das für jene Kandidaten wirbt, deren Vorfahren in die Schweiz zugewandert sind. Deshalb tragen sie fremdländisch klingende Namen. Sie sind jedoch Schweizer, sonst könnten sie ja nicht kandidieren, oder? Aber der Herr fragt: wollt ihr das wirklich? Und die Community antwortet: Nein. Das sind keine echten Schweizer.

Menschen tragen auch nach fünf Generationen in einem Land noch den gleichen Namen. Und sind der Erhalt der Schweizer Staatsbürgerschaft und eine aktive Beteiligung am politischen Leben nicht gerade der Beweis für eine optimale Integration? Was wollen die Kommentatoren denn? Welche Kriterien muss ein Mensch denn noch erfüllen, um als vollwertigen Schweizer anerkannt zu werden?

Genauso wie Hans sind auch Giovanni, Juan, Yahia, Jean und John hier aufgewachsen, beherrschen die Sprache, arbeiten und zahlen hier Steuern, beteiligen sich am politischen und gesellschaftlichen Leben. Trotzdem gibt es immer wieder Leute, die finden, sie dürfen nicht gegen Missstände protestieren. Als Gäste müssten sie sich den hiesigen Gepflogenheiten anpassen. Gäste? Giovanni, Juan, Yahia, Jean und John leben hier, und haben darum genauso das Recht, wie Hans, die Schweiz mitzugestalten. Macht sie ein nicht ganz urschweizerisch klingender Name – von Jean und Giovanni mal abgesehen – etwa zu weniger echten Schweizern?

Wie Giovanni, Juan, Yahia, Jean, John und Hans bin auch ich hier aufgewachsen und habe den grössten Teil meines Lebens hier verbracht. Manche meiner Vorfahren waren schon Schweizer, bevor die meisten Kantone es waren. Ich kann meinen Stammbaum auf eine historische Figur zurückführen, die im 15. Jahrhundert eine ausschlaggebende Rolle im Aufbau unseres Landes spielte.

Aber weil ich in der Logik eines Andreas Glarners als „Halbseconda“ gelte – ein Wort, dass böse Assoziationen weckt; weil ich in dieser Logik gerade mal zu 37,5% Schweizerin bin; weil ich über zwei Staatsbürgerschaften verfüge und in zwei Ländern wähle, kommt immer mal wieder einer daher, der findet, ich sei eben doch „nur Papierlischweizerin“.

Zum Glück ist die Schweiz jedoch nicht nur Schwarz-Weiss-Rot, sondern hat auch Platz für Grün und Blau und Pink und Gelb. Hetzer wie der Andreas Glarner können noch so pfutteren gegen Giovanni, Juan, Yahia, Jean und John. Glarner und seine Freunde können noch so ihre Schweizer Identität und ihr Recht leugnen, sich in der Gesellschaft einzubringen. Deswegen sind sie trotzdem Schweizer, echte sogar! Und zusammen mit Giovanni, Juan, Yahia, Jean, John und Hans stehe auch ich für Schweizer Werte ein, wie sie in der Präambel unserer Verfassung stehen:

Wie sieht es bei Ihnen aus? Welche Farben bringen Sie unserem Land? Hier gehts zur Campax-Umfrage: Bist du ganz sauber? 

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