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Geistreich auf Vorrat

15 Mär 17
Reda el Arbi

Geistreich ist man meist erst im Nachhinein, wenn man sich die Situation noch mal durch den Kopf gehen lässt und sich im Geiste vorstellt, wie sprachlos das Gegenüber gewesen wäre, wenn man denn die Idee schon gehabt und cool serviert hätte. Wenn. Hätte.

Plan vs. Realität

Solche Situationen gibt es auch in Kampagnen. Campaigning ist nichts anderes als ein Streitgespräch zwischen zwei oder mehreren Teilnehmern, das auf verschiedenen Kanälen geführt wird. Man kann die Thematik strategisch planen, also den Ablauf und die Argumentation aufsetzen, aber erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Die Realität wird den Plan über den Haufen werfen. Die letzten Abstimmungen haben es uns vor Augen geführt:

In der USR3 kam der taktische Moment, als Altbundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf sich kritisch zur Vorlage äusserte. Die Befürworter hätten diese Situation vielleicht retten können, aber die Gegner deuteten die diplomatisch formulierte, feine Kritik als offene Ablehnung der USR3. Und Eveline Widmer-Schlumpf hat sich danach nicht mehr korrigierend zu Wort gemeldet.

Die Befürworter waren ab diesem Zeitpunkt angeschlagen. In erster Linie psychologisch. Alle Aktionen, mit denen sie danach auffuhren, wirkten panisch, wütend, beleidigt, besiegt. Diese hysterische Tonalität und das hektische Auftreten haben sie gleich noch ein paar Prozentpunkte gekostet.

Die eigenen Schwächen

Man kann nicht vorhersehen, was alles schieflaufen kann, aber man kann sich auf die taktische, schnelle Kommunikation in der laufenden Kampagne vorbereiten. Dazu muss man sich zuerst mal über die eigenen Angriffsflächen und die stärksten gegnerischen Exponenten im Klaren sein. Man identifiziert sie vor und während der Kampagne fortlaufend. Die Identifizierung der eigenen Schwächen ist gerade für Kampagnen, in denen man sich selbst auf „moral highground“ wähnt, äusserst schwierig.

Dazu muss man die eigenen Positionen aufbrechen und die eigenen Argumente, Formulierungen und Strategien auf Schwachpunkte in Logik und Kommunikation abklopfen. Man muss die eigenen Exponenten überprüfen, ob sie nicht etwa mitten in der Kampagne ins Lager des Gegners überlaufen. Dazu sieht man sich natürlich die politischen Gegner an, die die eigene Position stützen könnten. Das ist mehr wert als Gold.

Wenn man diese Szenarien durchspielt, kann man mit Sicherheit auf eine Krise oder eine Katastrophe reagieren. Und das nicht nur bei den Argumenten, für die man schon Antworten entwickelt hat. Wenn man seine eigene Kampagne bereits kritisch überprüft hat, reagiert man auf Angriffe gelassener. Nur schon das Gedankenspiel über Schwächen der eigenen Kampagne lässt einem im Ernstfall nicht wie ein Kaninchen vor der Schlange erstarren oder panisch reagieren.​

Wenn man zu tief in den Denkstrukturen der eigenen Argumentation steckt, versteht man den Gegner nicht mehr und kann sich nicht auf die Angriffe vorbereiten. Bereitet man sich jedoch vor, spielt selbst „Advocatus Diaboli“, durchdringt man geistig die ganze Materie und kann so auch taktisch eine flexiblere Kampagne führen.

Was es konkret bedeutet, in der heissen Phase einer Kampagne effizient zu kommunizieren, zeigt Reda El Arbi im Kurs Taktische Kommunikation am 17. Oktober auf. Jetzt anmelden.

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